Steuerlexikon2017-12-21T10:19:46+00:00

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Kalte Progression

Wenn das Gehalt steigt, steigt auch der Steu­er­satz. Die Ein­kom­mens­stei­ge­run­gen kann ins­be­son­de­re im Fal­le einer Infla­ti­on durch den pro­gres­si­ven Steu­er­satz mit­un­ter auf­ge­zehrt wer­den. Und wenn der Staat dann mehr von der Gehaltserhöhung hat als der Steu­er­pflich­ti­ge selbst, ist letz­te­rer Opfer der kal­ten Progression.

Was ist die kalte Progression?

Auf­grund des pro­gres­si­ven Steu­er­ta­rifs steigt die Steu­er­be­las­tung pro­zen­tu­al schnel­ler als das Gehalt: Bei einer drei­pro­zen­ti­gen Gehaltserhöhung können zum Bei­spiel vier oder sogar fünf Pro­zent mehr Steu­ern fällig wer­den. Das Net­to-Plus ist dann gerin­ger als die Brutto-Erhöhung. Liegt es unter­halb der Brutto-Erhöhung, ist der Real­lohn sogar gesunken.

Um die­sen Effekt zu ver­hin­dern, müss­ten jedes Jahr der Grund­frei­be­trag und die Eck­wer­te des Steu­er­ta­rifs um die Infla­ti­ons­ra­te ange­ho­ben werden.

Einkommensteuertarif 2024

Der Ein­kom­men­steu­er­ta­rif hat 2024 die nach­fol­gen­de Struk­tur (§ 32a Ein­kom­men­steu­er­ge­setz – EStG):

  • zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men zwi­schen 0,– € und 11.604,– €: Die Steu­er­be­las­tung ist 0, da der Grenz­steu­er­satz 0 % beträgt.

  • zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men zwi­schen 11.605,– € und 17.005,– €: Der Grenz­steu­er­satz liegt zwi­schen 14 % und 24 % (Pro­gres­si­ons­zo­ne I oder »Untere Pro­gres­si­ons­zo­ne Â«).

  • zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men zwi­schen 17.006,– € und 66.760– €: Der Grenz­steu­er­satz liegt zwi­schen 24 % und 42 % (Pro­gres­si­ons­zo­ne II oder »Obere Progressionszone«).

  • zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men zwi­schen 66.761,– € und 277.825,– €: Der Grenz­steu­er­satz beträgt ein­heit­lich 42 % (Pro­por­tio­nal­zo­ne I).

  • zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men ab 277.826,– €: Der Grenz­steu­er­satz beträgt ein­heit­lich 45 % (Pro­por­tio­nal­zo­ne II, »Reichensteuer«).

Einkommensteuertarif 2023

Der Ein­kom­men­steu­er­ta­rif hat 2023 die nach­fol­gen­de Struk­tur (§ 32a Ein­kom­men­steu­er­ge­setz – EStG):

  • zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men zwi­schen 0,– € und 10.908,– €: Die Steu­er­be­las­tung ist 0, da der Grenz­steu­er­satz 0 % beträgt.

  • zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men zwi­schen 10.909,– € und 15.999,– €: Der Grenz­steu­er­satz liegt zwi­schen 14 % und 24 % (Pro­gres­si­ons­zo­ne I oder »Untere Pro­gres­si­ons­zo­ne Â«).

  • zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men zwi­schen 16.000,– € und 62.809– €: Der Grenz­steu­er­satz liegt zwi­schen 24 % und 42 % (Pro­gres­si­ons­zo­ne II oder »Obere Progressionszone«).

  • zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men zwi­schen 62.810,– € und 277.825,– €: Der Grenz­steu­er­satz beträgt ein­heit­lich 42 % (Pro­por­tio­nal­zo­ne I).

  • zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men ab 277.826,– €: Der Grenz­steu­er­satz beträgt ein­heit­lich 45 % (Pro­por­tio­nal­zo­ne II, »Reichensteuer«).

Wann kommt es zur kalten Progression?

Ins­be­son­de­re im Bereich der ers­ten Pro­gres­si­ons­zo­ne kann die Situa­ti­on ein­tre­ten, dass ein Steu­er­pflich­ti­ger Ein­kom­mens­ver­lus­te trotz Gehaltserhöhung hin­neh­men muss. Ursa­che hier­für ist die kal­te Pro­gres­si­on. Auf­grund stei­gen­der Steuersätze fällt bei Lohnzuwächsen auch über­pro­por­tio­nal mehr Ein­kom­men­steu­er an. Der pro­gres­si­ve Steu­er­ta­rif kann dazu füh­ren, dass die Steu­er­be­las­tung zum Bei­spiel bei einer drei­pro­zen­ti­gen Gehaltserhöhung um mehr als vier Pro­zent steigt. Die­ses Phänomen stei­gen­der Grenzsteuersätze erstreckt sich über bei­de Pro­gres­si­ons­zo­nen. Liegt dann das resul­tie­ren­de Net­to-Plus nach Steu­er unter­halb der Infla­ti­ons­ra­te, ist der Real­lohn gesun­ken, d.h. Bruttolohnzuwächse ledig­lich in ¶he der Preis­stei­ge­rung füh­ren trotz Infla­ti­ons­aus­gleichs zu rea­lem Kauf­kraft­ver­lust bei gleich­zei­ti­gen Steu­er­mehr­ein­nah­men des Fiskus.

Steu­er­pflich­ti­ger S (allein­ste­hend) erzielt 2021 ein zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men (zvE) von 12.000,– € jährlich. Er bekommt für 2022 eine Lohnerhöhung, die das zvE um 1.200,– € erhöht.

S muss für das alte zvE 366,– € Steu­ern ent­rich­ten, was einem Durch­schnitts­steu­er­satz von 3,05 % ent­spricht. Der Grenz­steu­er­satz für den nächsten zusätzlich ver­dien­ten Euro beträgt 18,49 %. Für das neue zvE von 13.200,– € beträgt die Steu­er 554,– €. Der Durch­schnitts­steu­er­satz hat sich auf 4,20 % erhöht, der Grenz­steu­er­satz auf 20,49 %. Der Grenz­steu­er­satz erhöht sich für das um 1.200,– € gestie­gen zvE um zwei Prozentpunkte.

Der Net­to-Ein­kom­mens­zu­wachs nach Steu­ern beträgt 1.012,– € (= 12.646,– € ./. 11.634,– €). Dies ent­spricht 8,7 % (= 1.012,– €/11.634,– €), bei einer Aus­gangs­la­ge einer 10 %igen Gehaltserhöhung.

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